fakd-Newsletter vom 14. Juli 2020
Während der Sommerzeit treffen Sie in diesem Newsletter auf Stellenwechsel und Stoffwechsel in Zeiten der Corona-Pandemie. Gleichzeitig beschäftigt uns die Frage nach der Zukunft von Kirche und Diakonie, die jetzt gestellt ist und beantwortet werden muss.
Das Programm der Führungsakademie für 2021 ist online und kann jetzt gebucht werden. Wir freuen uns über das Grußwort von EKD und Diakonie Deutschland!
Bitte schauen Sie auch auf unsere Online-Angebote für das zweite Halbjahr 2020 und für 2021, die wir für Sie entwickelt haben.
Gemeinsames Grußwort von EKD und Diakonie Deutschland zum fakd-Programm 2021
Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Vorsitzender des Rates der EKD
Pfarrer Ulrich Lilie, Präsident Diakonie Deutschland
Führungskräfte in Kirche und Diakonie sind durch die Corona-Pandemie vor völlig neue Herausforderungen gestellt worden. Lockdown, Homeoffice, die Entwicklung neuer Leitungs- und Kommunikationsformate – es traf unsere Strukturen nicht gänzlich unvorbereitet. Aber die Notwendigkeit zur Veränderung hat eine ganz neue Dynamik erhalten.
Noch ist das ganze Ausmaß der Krise nicht absehbar, noch weniger ihre Folgen. Aber schon jetzt zeichnet sich ein weit reichendes Aufgabenspektrum ab. Die Digitalisierung hat einen deutlichen Schub erfahren und muss gestaltet werden. Ebenso setzen massive Einbrüche der Ressourcen die Führungskräfte in Kirche und Diakonie unter einen enormen Handlungsdruck.
Die Führungsakademie für Kirche und Diakonie ist dabei ein bewährter und unverzichtbarer Begleiter des Wandels.
Sie vermittelt grundlegende Kompetenzen für Veränderungsprozesse und für gelingende Kommunikation. Sie begleitet Führungskräfte und Institutionen auf dem Weg durch die – und hoffentlich bald aus der – Krise. Die fakd zeigt in ihrem neuen Programm, dass Veränderungen bereits in ihrem eigenen Portfolio beginnen:
Das neue und sich ergänzende Nebeneinander von Präsenz- und Onlineveranstaltungen ist beispielhaft für die Optionen, die sich auch für die Arbeit von Kirche und Diakonie sowie für deren Gremien und Strukturen anbieten. Wir werden nach Corona nicht mehr so arbeiten und sein wie zuvor.
Zugleich bleibt die Akademie ein Raum, um Bewährtes zu stärken und Neues zu erproben. Die Vermittlung von Kompetenzen geht einher mit dem Knüpfen von Netzwerken. Gerade daraus erwächst neue Dynamik für Veränderungsprozesse, die zum großen Teil in schon vor Corona angeschoben wurden.
Dass Kirche und Diakonie auf dem Weg in die Zukunft ihr evangelisches Profil wahren und nicht in Vergessenheit gerät, was die theologische Grundlage unserer sozialen Organisationen ist – auch dafür steht die Erfahrung und Kompetenz der fakd. Wir hoffen, dass möglichst viele Führungskräfte dies nutzen und wünschen der Arbeit gerade in dieser besonderen Zeit viel Erfolg.
Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm Pfarrer Ulrich Lilie
Vorsitzender des Rates der EKD Präsident Diakonie Deutschland
Führen in der Corona-Krise – Was habe ich gelernt?
Ute Riegas-Chaikowski, Pfarrerin; Leitende Theologin der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort
Stellenwechsel in Zeiten von Corona
Abschied nehmen und Vertrautes zurücklassen ist geprägt von der Ambivalenz zwischen „Es fällt mir schwer, Menschen, Projekte, Orte zurückzulassen“ und „Ich freue mich darauf, neue Menschen, neue Projekte und Aufgaben kennen zu lernen und in mein Leben zu lassen“.
Eigentlich, geprägt durch Begleitungen in Lebensphasen und biographischen Übergängen, ist der (Stellen-) Wechsel und das Wechselbad der Gedanken und Emotionen gut eingebettet in Rituale und Zeremonien, die Halt bieten wie ein Handlauf an einer steilen Treppe. Also gibt es einen Gottesdienst mit anschließendem Empfang und Imbiss, netten Worten mehr oder weniger gelungenen, aber herzlichen Reden, Umarmungen, Tränen und guten Wünschen. Der Chor singt, die Kita Kids ebenfalls und die Honoratioren wünschen viel Glück. So meine Vorstellung noch Anfang März.
Abschied an Pfingsten 2020 geht auch anders - und geht auch gut: Neunundzwanzig Menschen inklusive Organistin und Küster feiern Gottesdienst mit Abstand und vertrauten Augen in den maskierten Gesichtern. Sologesang hinten aus der Ecke – ein Lied aus unserer Geschichte.
Ungewohnt und doch wohltuend, ein kurzer Dank mit physischer Distanz, persönliche Worte ohne feste Redeordnung, vertraute Menschen. „Ich habe dir geschrieben.“ „Wir haben telefoniert.“
Segen empfangen unter Corona Schutzbedingungen – SEIN Segen reicht weiter als unsere Abstandsregeln. Nur zwei Tage später komme ich an…
...auch hier kein wirklich „großer Bahnhof“. Open Air Andacht mit freundlicher Begrüßung; Segenwünschen, guten Worten und fröhlichen Gesichtern ohne Maske aber mit Abstand.
Ich freue mich auf die Menschen und Projekte, entdecke Orte und neue Aufgaben, erlebe versuchte Normalität im Krisenmodus, digitale Entwicklung und Abstand. Und ich spüre schnell, es geht jetzt nicht darum, ein sozialdiakonisches Unternehmen in konsolidierten Strukturen kennen zu lernen, sondern ich bin hineingespült in die aktuellen Fragen:
Ist das, was wir gerade erleben und praktizieren, unsere neue Normalität?
Wie gestalten wir, unter vielleicht noch gar nicht abzuschätzenden anhaltend veränderten Rahmenbedingungen in der Sozialwirtschaft und mit neuen gesellschaftlichen Herausforderungen, Leitung eines diakonischen Unternehmens?
Managen wir vorübergehende Krisenzeiten oder befinden wir uns nicht längst in einem grundlegenden Transformationsprozess, der weite Teile unserer Gesellschaft und somit auch uns erreicht?
Wie gehen wir wirtschaftlich aus diesen Zeiten heraus?
Wie ist Arbeit anzupassen über die ersten großen Probleme von Schutzkleidung und Quarantäneregeln, Veränderungen in der Tagesstruktur aller in der Sozialwirtschaft Tätigen?
Krise oder Transformation? - diese Frage läuft als Untertitel beim Wechsel aus der Kirchenkreis- und Gemeindearbeit hin zur Unternehmensdiakonie mit. Krisenmanagement bedeutet Risiko und schnelles Agieren in unzureichender Informationslage. Aber auch die – wohl eher trügerische – Hoffnung, bald ist die Krise überstanden und dann herrscht wieder Normalität.
Wie werden wir die Folgen der Pandemie in unsere neuen Normalitäten, die es zu gestalten gilt, einarbeiten?
Sicher in digitale Konzepte, sicher in Mobilitäts- und Kommunikationskonzepte, aber auch im Blick auf das, was Normalität dann ist und bedeutet und mit Demut auf das, was wir gestalten können.
Das tun wir mit Mut, Kraft und Vertrauen auf SEIN Versprechen „Ich bin da“.
Aus dem Werkzeugkasten: Die systematische Müllabfuhr
Dr. Lars Charbonnier, Studienleiter der Führungsakademie
Stoffwechsel ist die Basisfunktion jedes Organismus: Um zu leben, braucht es Prozesse der Erneuerung, und diese beinhalten immer auch Mechanismen der Müllabfuhr: Ohne systematische, kontinuierliche Entgiftung ist der kleinsten Zelle kein Überleben möglich.
Was für den Menschen in seiner stofflichen Dimension auch gilt, trifft nicht auf seine soziale Dimension zu. In unseren Organisationen gibt es solche Mechanismen regelmäßiger Müllabfuhr selten. Das normale Verhalten im Blick auf zukünftige Entwicklungen in unseren Organisationen, auch in Kirche und Diakonie, sieht anders aus. Hier stehen meist folgende Fragen im Vordergrund: Wie können wir das, was wir heute tun, besser, effizienter, sparsamer machen? Was können wir zusätzlich an neuen Ideen, Leistungen, Projekten und Arbeitsformen entwickeln? Wie bewahren wir in alledem unser Profil oder schärfen es gar?
Die Folgen dieses Vorgehens sind klar: Es gibt ein stetes „Mehr“: an Angeboten, an Stellen, an Ressourcenbedarf, … Und zugleich ist klar: Genau das kann in Zukunft nicht funktionieren. Gerade in diesen Tagen scheint aber die Gefahr groß, doch wieder nach diesem Muster vorzugehen: Wir wollen zurück zum Normalzustand und zugleich die Errungenschaften der Corona-Krise, vor allem die digitalen Errungenschaften behalten. Und Gewohnheitsliebe oder mangelnder Mut für Entscheidungen und zu Konflikten tragen oft noch ihren Teil dazu bei. Auf Fredmund Malik geht eine anregende und verblüffend einfache Methode zurück, sich mit dem Thema „Müllabfuhr“ systematisch und konstruktiv zu beschäftigen:
Eine einfache Frage steht im Zentrum dieser Methode: „Was von all dem, was wir heute tun, würden wir nicht mehr neu beginnen, wenn wir‘s nicht schon täten?“
Diese Frage lässt sich auf ganz unterschiedliche Ebenen der Arbeit beziehen: auf den eigenen, persönlichen Arbeitsbereich, auf die eigene Abteilung und den Aufgabenbereich und auch auf die gesamte Organisation. Die Frage lässt sich beziehen auf die unterschiedlichen Dimensionen der Arbeit: auf die eigenen Angebote, die Kund*innen und Anspruchsgruppen, auf Konzepte und Dienstleistungen, genauso aber auch auf Formulare und Listen, Regelungen und Berichte, Arbeitsgruppen und Gremien, Methoden,
Rituale und, und, und …
Auf manches lohnt ein jährlicher Blick, anderes kann auch in größeren Abständen in den Blick genommen werden. Empfehlenswert ist es, feste Zeiten zu reservieren, für sich allein, gemeinsam mit einer Coach, je nach Themen und Fokus zusammen mit den weiteren Führungskräften oder mit allen Mitarbeiter*innen für den gemeinsamen Blick auf die Organisation(seinheit). Wichtig ist natürlich der Umgang mit den Antworten auf diese so „einfache“ Frage.
Die Fragestellung im Anschluss lautet: Wie rasch können wir uns davon trennen und wie tun wir dies? Manches geht sofort, manches dauert Jahre.
Ist diese Frage als fester Bestandteil integriert, kann sie zu den festen Terminen im Jahreskreis im Dreischritt reflektiert werden: 1. Was kam Neues dazu? 2. Von was haben Sie sich verabschiedet? 3. Was von all dem, was Sie heute tun, würden Sie nicht mehr neu beginnen, wenn Sie‘s nicht schon täten?
Angebote der fakd
Bei diesen Weiterbildungen und Seminaren gibt es noch freie Plätze. Bitte melden Sie sich an:
- Grundlagen kirchlicher Führungskunst; Beginn am 14. September
- Basiskurs Selbstführung; Beginn am 7. Oktober 2020
- Personalmanagement für Führungskräfte; Beginn am 17. August 2020
- Wenn die Leistung nicht reicht – Wenn die Motivation nicht stimmt vom 22.-24.Oktober 2020
- Fit für den Aufsichtsrat vom 19.-21. August 2020
- Hier stehe ich – kann ich auch anders? am 1./2. Oktober 2020
- Update Theologie für Führungskräfte am 29./30. Oktober 2020
Auf diese neu entwickelten Online-Veranstaltungen weisen wir Sie besonders hin:
- DGCS-Controlling-Standards am 11. August 2020
- Mit Wertschätzung führen am 20. August 2020
- Controlling in der Krise – Steuerung und Management in unruhigen Zeiten; Beginn am 27. August
- Agilität kurz und bündig erklärt am 25. September 2020
- Richtig entscheiden und mutig handeln am 9. Oktober 2020
- Die Kirche nach Corona – bleibt alles anders? am 17. November 2020
...und sonst noch
Kirche auf gutem Grund – Elf EKD-Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche
Die Frage nach der Zukunft bewegt in diesen Tagen viele Leitungsorgane in der Kirche und Diakonie. Die Corona-Einschränkungen haben Kreativität und digitale Formate befördert. Zugleich steht die Ressourcenfrage in vielfältiger Weise auf den Tagesordnungen. Dabei wird deutlich, dass es nicht um die eine oder andere Anpassung, sondern um die Erneuerung, um echte Transformation gehen wird. Für die aktuelle Diskussion in der Kirche wurden 11 EKD-Leitsätze zur Diskussion und Entscheidungsfindung für die Zukunft vorgelegt.
Unter dem Motto „Kirche auf gutem Grund“ sollen diese 11 Leitsätze die Basis der Diskussion und Entscheidungsfindung für die Weiterentwicklung der evangelischen Kirche sein. Themen sind Öffentlichkeit, Frömmigkeit, Mission, Digitalisierung; Kirchenentwicklung, Leitung, Strukturen. Kriterien für die aktuellen Zukunftsdiskurse – auch in der fakd - sind hier veröffentlicht.
Gern nimmt das Kirchenamt der EKD Ihre Meinungen zu diesen Leitsätzen entgegen unter info@ekd.de.
Ein Wort zum Schluss: Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
„Deutlich wurde in den letzten Wochen auch: wir sind gefragt und wichtig als eine Kirche, die an der Seite derer steht, die existentiell bedroht sind: Kranke und Sterbende, Kinder und Familien, Senioren, Arme, Obdachlose, Flüchtlinge und Migranten - und auch unsere Partnerkirchen in der ganzen Welt. Für mich wird dadurch noch einmal deutlicher, wie sehr diakonisches Engagement und kirchliches Leben zusammengehören, einander wechselseitig bedingen.“
Blog von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt vom 26. Juni 2020:
https://www.nordkirche.de/ueber-uns/die-landesbischoefin/blog/nachricht/neues-erproben-hoffnung-teilen/
Herzliche Grüße
