fakd-Newsletter vom 16. Dezember 2020
Mitten in der Adventszeit grüßen wir Sie herzlich und wünschen Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit …. und noch einmal senden wir Ihnen am Ende dieses turbulenten Jahres unseren Newsletter zu.
Thomas Lunkenheimer, Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem in Minden, blickt für uns noch einmal auf dieses besondere Jahr zurück, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Christine Ursel vom Diakonie.Kolleg Bayern erinnert uns daran, dass Wertschätzung von Mitarbeiter*innen mehr ist als das pauschale Lob. Sie gestaltet für die fakd eine Reihe von Online-Seminaren zu verschiedenen Themen, u.a. auch ein Format zum Thema „Führung AHOI?!“ für Frauen zur Klärung des eigenen weiteren Berufswegs.
Auch wenn Präsenz nur eingeschränkt möglich war, haben wir viele von Ihnen dieses Jahr online gesehen. Wir danken Ihnen für alle Unterstützung und positiven Reaktionen, die wir von Ihnen erhalten haben!
Bitte schauen Sie jetzt schon auf unser Programm für das Jahr 2021! Auch im kommenden Jahr haben wir mit unseren Weiterbildungen, Seminaren und Online-Veranstaltungen für Sie und Ihre beruflichen Herausforderungen ein interessantes Angebot.
Führen in der Corona-Krise: Was habe ich gelernt?
Thomas Lunkenheimer, Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem in Minden
1. Die conditio Jacobaea ist aktueller als gedacht
Seit meinem Studium ist mir die sog. conditio Jacobaea eigentlich nur im Gespräch mit älteren Pfarrern im Ruhgestand begegnet. Im Jakobusbrief wird alles menschliche Planen unter den Vorbehalt gestellt: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ (Jakobus 4,15)
Als Anfang des Jahres die Meldungen zur Coronapandemie in China zunahmen, dämmerte mir langsam, dass jene biblische Weisheit aktueller sei, als je gedacht. Als dann Mitte März der erste Lockdown das öffentliche Leben lahmlegte, bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Gefühl davon, wie es ist, nicht mehr verlässlich planen zu können.
Die Kirchenglocken, die abends um 19.30 Uhr zum Gebet riefen, erinnerten mich täglich daran. Im Mai gab es dann einen größeren Covid-19-Ausbruch in einem unserer Altenpflegeheime. Da tat es gut zu hören, dass uns viele Menschen in ihr tägliches Gebet eingeschlossen haben. Vier Todesfälle im Zusammenhang der Pandemie und etliche Mitarbeitende, die seither mit großen gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen haben, obwohl sie vorher kerngesund waren, führten mir die Wahrheit der conditio Jacobaea unübersehbar vor Augen.
2. Vertrauen ist die Hauptsache
In der Phase größter Anspannung war es ein besonderes Glück, Kolleginnen und Kollegen zu haben, auf die ich mich voll und ganz verlassen konnte. Mein Vorstandskollege Christian Schultz und ich stimmten uns sehr eng ab. Dazu brauchte es oft nur wenige Worte, da wir auch vorher schon als eingespieltes Team sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet haben.
Diese gemeinsame Basis ist in der Krise Gold wert. Zusammen mit den Führungskräften der zweiten Leitungsebene stellen wir uns seitdem den Herausforderungen. Bei unserer virtuellen Adventsfeier in der letzten Woche hat jede/r einen kurzen Jahresrückblick zusammengestellt. Und es war überraschend, wie viel „neben Corona“ geschafft, aufgebaut und vorangetrieben wurde. Mit solch einem Leitungsteam gemeinsam Diakonie zu gestalten, macht Spaß – bei aller Belastung. Die vor der Krise geleistete „Beziehungs-Arbeit“ zeigt nun in besonderer Weise Wirkung. Spannend bleibt für mich die Frage, wie Beziehungsaufbau unter Corona-Bedingungen auch virtuell gelingen kann. An dieser Stelle wird die FAKD vermutlich innovative Impulse anbieten.
3. Gerade in der Krise ist es wichtig, für sich selbst zu sorgen
Führungspersonen sind oft gut darin, auch in belastenden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Allerdings können sich mit der Zeit auch gewisse Ermüdungserscheinungen einstellen. Ein kurzer Wanderurlaub im Sommer hat mir gezeigt, dass Urlaub und freie Tage zwar verschoben werden können, aber nicht ausfallen dürfen. Keine Führungskraft ist so unersetzlich, dass sie sich nicht auch einmal aus dem Tagesgeschäft herausziehen kann. Vielleicht kratzt das ein wenig am eigenen Image, ist aber ungemein hilfreich für die Gesundheit.
Dazu kommt das Festhalten an eigenen Formen zur Stärkung der seelischen Balance. Ich beginne jeden Tag mit einer 20-minütigen Zeit in der Stille. In der heißen Phase der Krise war ich geneigt, ein paar Minuten davon abzuknapsen oder mich direkt in die anliegen Aufgaben zu stürzen. Doch tat mir das weder gut, noch ist es notwendig. Das ist mir sehr schnell klar geworden, so dass ich zu meiner ursprünglichen Praxis zurückgekehrt bin.
4. Ziele modifizieren aber nicht aufgeben
Vor fünf Jahren haben wir einen Organisationsentwicklungsprozess in Gang gesetzt, der uns helfen soll, schneller auf aktuelle Herausforderungen reagieren zu können. Die Corona-Pandemie war nun die erste große Bewährungsprobe. Es hat sich gezeigt, dass die angeregten Veränderungen genau richtig waren. Dennoch kamen in der Mitarbeitendenschaft auch Stimmen auf, die meinten, in der Krise müsse man zu alten streng hierarchischen Strukturen zurückkehren. Ich habe in dieser Zeit gelernt, dass es wichtig ist, die einmal verabredeten Ziele nicht vorschnell aufzugeben. In den letzten Monaten konnte kaum jemand auf viel Altbewährtes zurückgreifen, um die neuen Aufgaben zu lösen. Darum macht es Sinn, nicht in alte Denk- und Verhaltensmuster zurückzufallen, sondern mutig und mit Zuversicht den für gut befundenen Weg weiterzugehen. Das Handwerkszeug, das wir in den vergangenen Jahren dafür entwickelt haben, leistet uns nun gute Dienste.
Angebote der fakd
Bitte schauen Sie auf unsere Angebote für 2021.
Wenn auch nicht mit allen vor Ort in Berlin, so doch motiviert und interaktiv im fakd-zoom-Raum startet unser „Basiskurs Führungskommunikation“ mit dem ersten Modul am 21.01.2021. Es sind noch Plätze frei!
Natürlich möchten wir Sie auf die mehr als 40 Online-Angebote im Jahr 2021 hinweisen, die zu ganz unterschiedlichen Themen attraktive Impulse und Lernerfahrungen bieten:
Wir freuen uns auf Sie in unseren virtuellen Lernräumen! Hier finden Sie alle Angebote 2021 - und es kommen laufend neue hinzu.
Drei Angebote wollen wir Ihnen beispielhaft ausführlicher vorstellen:
Auch Online-Meetings lebendig und wirkungsvoll moderieren Mit Anita Hüseman und Christian Perl
am 27. Januar 2021 und 03. Februar 2021
In dieser Moderations-Werkstatt bieten wir eine vielfältige Einführung in das Thema Online-Moderation. An zwei Terminen geht es um die inhaltlichen und methodischen Fragen einer lebendigen und partizipativen Gestaltung von virtuellen Treffen - unabhängig von der genutzten Plattform. So erleben Sie in dieser Online-Moderations-Werkstatt unterschiedliche und technisch unaufwendige Methoden, mit denen es auch im virtuellen Raum ermöglicht wird, beteiligungsorientiert, freudvoll und zielführend zu moderieren.
Führung AHOI ?! Frauen nehmen Kurs auf…
Eine Online-Reise für Frauen, die es wissen wollen mit Martina Leidinger und Christine Ursel ab 28. Januar 2021
Vier AHOI-Etappen
- Anerkennen: Wertschätzend biografisch auf die eigenen Kompetenzen und Erfahrungen blicken
- Haltung: Eigene Prägungen und Glaubenssätze, Vorbilder und Leitsterne entdecken
- Originalität / Orientierung: Einzigartig und individuell unterwegs sein
- Intuition: Entscheidungen treffen und Kurs aufnehmen
Gut aufgestellt führen. Ein kollegiales Erkundungslab zu Transformationen in Kirche und Diakonie
mit Dr. Birgit Klostermeier ab 19.02.2021
In einer komplexen Welt brauchen wir in unseren Organisationen und Institutionen mehr Überblick und tieferen Einblick, um Veränderungen verstehen und reflektiert und angemessen gestalten zu können. In diesem Online-Angebot über sechs zusammenhängende Module werden Strukturaufstellungen als Methode genutzt, das eigene Berufsfeld systemisch zu erkunden, um neue Ideen und Informationen für die konkrete Führungspraxis zu gewinnen. Anders als therapeutische oder lösungsorientierte Aufstellungen liegt der Fokus darauf, Wissen über das Funktionieren der eigenen Organisation und Institution zu generieren. Durch die Aufeinanderfolge der Module kann dieses Wissen in der Praxis erprobt und gemeinsam ausgewertet werden. Unabhängig von den Modul-Schwerpunkten können individuelle Themen als kollegiale Beratungsanliegen eingebracht und über die Dauer des gesamten Erkundungslabs verfolgt werden.
Aus dem Werkzeugkasten
Eine Hand voll Wertschätzung
Christine Ursel, Religionspädagogin, M.A. Personal- und Organisationsentwicklung, Coach, arbeitet als Fortbildungsreferentin im Diakonie.Kolleg. Bayern, Nürnberg
Kennen Sie das auch? Da will man Anerkennung ausdrücken, aber die Person bekommt das gar nicht mit oder in den falschen Hals. Sie versteht mein Handeln gar nicht, sie nimmt das überhaupt nicht als Wertschätzung wahr, was ich mir überlegt habe, vielleicht weil sie auf ganze andere Formen der Anerkennung wartet.
Wertschätzen will wertgeschätzt werden, sie ist kein Selbstläufer.Je nach Kultur passiert das eher karg ganz nach dem Umgangssprachlichen „Nix g´socht, is g´lobt g´nuch“ oder eher überbordend mit pauschalen Lobeshymnen, die dadurch auch wieder beliebig und unglaubwürdig sind.
Wie geht das mit dem Wertschätzen? Und was ist der Unterschied zum Loben? Bei beidem geht es um Anerkennung, der Wunsch als Person erkannt und für meine Leistung anerkannt zu sein.
Das Lob bezieht sich immer auf eine konkrete Handlung oder Verhaltensweise, die eine andere Person, der dies zusteht, zeitnah positiv bemerkt und ausdrückt. So funktioniert positive Verstärkung und Konditionierung. Der Kern ist ein Gefälle zwischen Lobenden und Lobempfangenden. Das kennen wir aus der Schule (Lehrer*in à Schüler*in), aus der Arbeitswelt (Chef*in à Mitarbeiter*in), auch zwischen Herrchen und Hund. Fleißbildchen, „Gut gemacht!“-Stempel, Lobkärtchen gehören in diese Kategorie, auch Ehrungen wie „Mitarbeiter*in des Monats“. Jemand, der das Recht hat, andere zu bewerten, verteilt die Anerkennung in Form von LOB – auch bekannt als ein Akronym der Leistungsorientierten Bezahlung.
Anders verhält es sich mit Wertschätzung:
Da geht es um ein Gesehen sein als Person, nicht nur in der gelingend ausgeübten Funktion. Ein Wahrnehmen auf Augenhöhe, ohne Gefälle – von Person zu Person, eine Form der Beziehungsaufnahme. Es geht nicht um das WAS, was die Person getan hat und das zu loben wäre, sondern um das WER, um die Person gegenüber, die für mich in ihrer Persönlichkeit bedeutsam ist. Eine positive Resonanz auf das eigene Sein zu erhalten, danach sehnen wir uns schon als kleine Kinder, um wachsen zu können, in die eigene Größe zu kommen. Und dieses Bedürfnis bleibt – nach Zugehörigkeit, Bedeutsamkeit, Generativität, Selbstwirksamkeit.
Eine generalisierte Ausschüttung von Anerkennung ist schon mal hilfreich, um vor dem „Verdursten“ zu bewahren, individuell wachsen kann man dadurch aber nicht. Ziel könnte es sein, dass Menschen ihre eigenen Potenziale entdecken und entfalten können. Und das nicht nur im privaten Bereich, sondern auch und gerade im beruflichen Bereich.
Wie kommt Wertschätzung nun gut an?
Ein kleines Modell aus den USA lädt dazu ein, ganz im Sinn der Wahrnehmungspräferenzen unterschiedliche Kanäle der Kommunikation zu nutzen, um Wertschätzung passgenauer auf die einzelne Person zeigen zu können. Die „Fünf Sprachen der Liebe“ ist ursprünglich ein Begriff der Paartherapie, den der amerikanische Paar- und Beziehungsberater Gary Chapman prägte. Er unterscheidet fünf verschiedene Beziehungssprachen, die jeder Mensch in unterschiedlichen Ausprägungen spricht. Dieses Modell wurde auf spezifische Beziehungsthemen konkretisiert – so auch von Gary Chapman und Paul White in den Bereich der Mitarbeitendenführung, in der die gelingende Kommunikation mit entscheidend für die Motivation ist.
Die 5 Sprachen im Überblick – wie die 5 Finger einer Hand:
- Worte: wohl formuliert, gesprochen, geschrieben
- (Qualitäts-/Exklusiv-) Zeit: Zeitfenster mit voller Aufmerksamkeit
- Hilfsbereitschaft: Solidarität, praktische Unterstützung, Zusammenarbeit
- Geschenke: nicht nur monetär, sondern Ausdruck dafür, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und etwas Individuelles spezifisch auswählt
- Berührung: Spürbarer Kontakt, Berührung – im beruflichen Kontext mit großer Vorsicht zu sehen, damit es zu keiner Grenzüberschreitung kommt.
Was bedeutet das nun für Führungskräfte?
Es geht darum, die eigene „Lieblingssprache“ zu kennen und dann „mehrsprachig“ zu werden. Dadurch kann ich nicht nur mir ähnliche Personen mit Wertschätzung in meiner Sprache beglücken, sondern entwickle Strategien, andere Personen in ihrer Sprache zu erreichen. Das verringert auch Konfliktpotenzial aufgrund nicht wahrgenommener Wertschätzung. Dazu muss ich in Kontakt gehen, echtes Interesse an der/dem anderen haben und etwas von der Person als mein Gegenüber in Erfahrung bringen. In Teams lassen sich die bevorzugten Sprachen auch spielerisch über einen Test erkunden und verdeutlichen. Wie lässt sich ein Arbeitsklima schaffen, in dem sich die/der Einzelne tatsächlich anerkannt fühlt? Entscheidend ist eine individuelle wertschätzende Haltung, die von Wohlwollen und Wahrnehmung geprägt ist – und diese lässt Menschen wachsen. Die 5 Sprachen als eine ganze Hand voll Wertschätzungsoptionen machen es handhabbarer, dass Anerkennung auch ankommt.
Literaturhinweis: Gary Chapman, Paul White (2013): Die 5 Sprachen der Mitarbeitermotivation
… und sonst noch
Erhebung zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie
Als ExpertIn aus dem Gesundheits- und Sozialwesen können Sie noch bis zum 20. Dezember 2020 helfen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich das Fortschreiten der Corona-Pandemie wirtschaftlich auswirkt. Die Diakonie Deutschland führt eine zweite Erhebung in Zusammenarbeit mit den Wohlfahrtsverbänden, dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V., dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. und der BFS Service GmbH durch. Alle Teilnehmenden erhalten die Ergebnisse zugesandt.https://www.sozialbank.de/covid-19/umfrage
Was wird 2021 bringen?
Einführung des 46. amerikanischen Präsidenten – Wahl eines neuen Rates der EKD – Olympische Spiele und Paralympics – Bundestagswahl - Jahr des Büffels – drei Atomkraftwerke werden abgeschaltet – Wattestäbchen und Plastikbecher werden verboten – der Soli wird langsam abgeschafft – und ein Wort von Dom Helder Camara zum Jahreswechsel:
Sag ja zu den Überraschungen, die deine Pläne durchkreuzen, deine Träume zunichtemachen, deinem Tag eine ganz andere Richtung geben – ja vielleicht deinem Leben. Sie sind nicht Zufall. Lass dem himmlischen Vater die Freiheit, deine Tage zu bestimmen.
Herzliche Grüße
