fakd-Newsletter vom 22. Juni 2020
Neben den bekannten Angeboten an Langzeitformaten wie „Management sozialer Organisationen“ oder „Die Kunst des Führens – Führen und Leiten in Kirchenkreisen“ finden sich innovative Formate wie die Weiterbildung zum „Personalcoach“ oder ein „Basiskurs Change-Management“. Der „Umgang mit Rechtspopulismus“ kann ebenso eingeübt werden wie gutes „Konfliktmanagement“. Das „Update Theologie“ bietet intensive Auseinandersetzungen mit aktuellen theologischen Diskursen, im Wahljahr 2021 gibt es auch eine Veranstaltung zum Themenfeld von Kirche und Demokratie, und wer will, kann die eigene Berufsbiographie in einem „Bilanzierungworkshop“ reflektieren.
Das fakd-Programm enthält jetzt zusätzlich eine interessante Auswahl an Online-Angeboten zu relevanten Führungs- und Veränderungsthemen – und das auch schon für das Jahr 2020.
Wenn Sie Beratungs- oder Informationsbedarf haben, ist das Team der fakd gern für Sie da!
Führen in der Corona-Krise – Was habe ich gelernt?
Bischof Dr. Christian Stäblein, Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Seit den ersten Tagen der Pandemie jagen ja die „was lernen wir, was muss anders werden?“-Texte durch die Feuilletons. Ich bin da zurückhaltend, weil mir bisweilen zu fröhlich und die Krise instrumentalisierend daher kommt, was doch den Schmerz nicht vergessen darf: die Lektionen der Corona-Krise werden aus Tod und Verlust heraus geschrieben. Gewiss sind Krisen dennoch Lerngelegenheiten, gerade die Krankheit birgt – wir wissen das aus den individuellen Lebenszusammenhängen – manchen Gedanken, was ich danach anders machen könnte oder sollte. Eine kräftige Virusinfektion hat vor über 23 Jahren aus dem starken Raucher, der ich war, einen Raucher gemacht, der seitdem keine Zigarette mehr angefasst hat. Ich hatte nicht mal Husten. Es schmeckte nur nicht mehr. Oder eben anders.
Lessons learned?
Meine Lektionen der kollektiven Corona-Krise in drei kurzen Anmerkungen:
- Digital – gemeint ist hier: per zoom, skype, stream oder app – ist eine weitere Option des beruflichen, ja alltäglichen Handelns geworden. Aus den ersten Tagen der „Video“-Euphorie, deren Grund wohl vor allem im kirchlichen Entdecken und Begreifen – „das geht ja wirklich“ – gelegen haben dürfte, ist in kurzer Zeit ein ansatzweise geklärtes Verhältnis zu dieser neuen Option geworden. Will sagen: Vorteile (schnell einrufbar, große Reichweite, keine Fahrtzeiten, gegenseitiges Sehen, in unterschiedlicher Zahl möglich) und Nachteile (die Kommunikation bleibt zweidimensional, Konflikte sind schwer auszutragen, der Fokus ist wissens-, weniger beziehungsorientiert) werden abgewogen. Auch andere, vertraute Kommunikationsformen haben Vor- und Nachteile, Telefonate ebenso wie leiblich-physische Treffen. So ist „digital“ eine weitere Option im Möglichkeitsraum kommunikativen Handelns geworden, sowohl bei Konferenzen, als auch bei geistlichen Formaten wie Gebet oder Gottesdienst. Eine Option, die den Möglichkeitsraum erweitert, ohne dass sie idealisiert oder dämonisiert werden müsste. Manchem hat sie auch wieder vor Augen geführt, wie unschätzbar, weil unerreichbar vieldimensional das direkte, persönliche Begegnen ist.
- Der Nasen-Mundschutz ist zur Eindämmung des Virus eine große Hilfe, deshalb nutze ich ihn, schon aus gebotener Solidarität, selbstverständlich. Und sehne doch den Tag herbei, an dem ich ihn ablegen kann. Persönlich scheint meine Nase zu empfindlich für stoffliche Dauerberührung, aber das wäre zu verschmerzen. Fehlen tut mir jener hohe Kommunikationsanteil, der über die Gesichtsmimik im engeren Sinne läuft und fast vollständig fehlt. 50 oder mehr Mundschutze anzupredigen ist mühsam. Kommunikation mit Masken hat auf Dauer etwas Maskierendes, sich entziehendes. Theologisch begreife ich – lesson learned? – den aaronitischen Segen neu. Von Gottes (An)Gesicht ist die Rede, es strahlt und blickt einem unverstellt entgegen. Corona maskiert die Welt, Gott macht den Blick auf Gesicht und Güte frei.
- Bei Manfred Josuttis habe ich einen dreifachen Kirchenbegriff gelernt. Kirche ist stets erstens: Organisation, funktionierend über Rechtsetzung und Ressourcenzuteilung. Sie ist drittens: Gemeinschaft der Heiligen, lebend von Gebet und Verbundenheit im Geist. Zweitens aber ist Kirche unverzichtbar dazwischen: das gesellige Milieu, wir würden heute formulieren: die Gemeinschaft im realen Beieinander, Gestalt gewinnend über Freundlichkeit, Nähe und Beziehung. Der Corona-Ausnahmezustand hinterlässt bei mir die Frage: was passiert, wenn dieses Zweitens von Kirche fehlt? Die Organisation findet neue Formen (siehe Digitalisierung), die Gemeinde der Heiligen, zu der alle Glieder am Leib Christi immer schon gehören, wächst im Gebet auch über Entfernung und Abwesenheiten. Kirche bleibt, selbstverständlich, und zerrinnt wohl doch, wenn die manchmal bespöttelte, aber notwendige, weil basale reale Gemeinschaft fehlt. Also: lieber nur mit dem Rauchen aufhören, aber sich die Gemeinschaft wieder schmecken lassen. Nicht nur, aber auch beim Abendmahl, das wir nun schon eine Weile fasten. Übrigens: eine harte Lektion, finde ich.
Aus dem Werkzeugkasten: Teams erfolgreich entwickeln
Tilman Kingreen, Pastor, Personalberater und ab 1. Juli Studienleiter an der fakd
Stellen das zukünftige Arbeiten in räumlicher Distanz und der Wunsch nach Teamentwicklung einen Widerspruch da? Es ist zu beobachten, dass mit der Zunahme digitaler Kommunikation und der Arbeit im homeoffice die Erwartungen an die Qualität direkter Begegnung steigen. Die Beweislast hat sich umgekehrt. Nicht mehr die digital durchgeführte Besprechung muss begründet werden, sondern die direkte Begegnung und der mit ihr verbundene Aufwand müssen sich legitimieren. Mit der Methode des Team-Management-Systems (TMS) gewinnt die Kommunikation zwischen Teammitgliedern an Qualität. Die Personen werden in ihren Rollen erkennbar und können gezielter angesprochen und in die gemeinsame Aufgabe eingebunden werden. Dadurch steigt der Erfolg von Teamarbeit. Zugleich wahren Teams im Unterschied zu Dynamiken in Gruppen die Distanz. Teamrollen systematisch zu erarbeiten und zu kennen erweist sich für eine gelingende Kommunikation gerade in Zeiten, die eine Mischform von Arbeit in räumlicher Distanz und direkter Begegnung erforderlich machen, als sehr hilfreich.
Teams unterscheiden sich von Gruppen und ihren engen zwischenmenschlichen Dynamiken sowie von Arbeitskreisen oder anderen lockeren Formen von Arbeitsbündnissen. Mit der Methode des TMS kann Teilnehmenden ein plastisches Verständnis von Teamarbeit als Keimzelle der Organisation vermittelt werden. Mit ihrer Grundunterscheidung von Präferenzen und Kompetenzen ist es den Begründern Charles Margerison und Dick McCann gelungen, mit TMS als ein gut verstehbares Handwerkzeug zu entwickeln, um Teams erfolgreich und zugleich wertschätzend zu führen. Es werden dabei acht Rollen beschrieben, die für das Funktionieren eines Teams notwendig sind. Mit Hilfe eines Testverfahrens kann individuell dargestellt werden, wer im Team welche Rolle präferiert. Mit den sogenannten „Linking skills“ beschreibt die Methode, was Teamleitung leistet. Leitung verbindet die Präferenzen der Teammitgliedern mit den Funktionen des Teams und verhilft dem Team so zum Erfolg in seinen Aufgaben. Mit diesem Bild von Teamleitung lassen sich agile Leitungsstrukturen gut verknüpfen. Das TMS-Modell überzeugt in seinem Einsatz besonders auch dadurch, dass es sowohl niedrigschwellig als ein Analyseinstrumentarium: „Was läuft gut im Team und was nicht?“ wie auch anspruchsvoller als ein Team-Entwicklungsinstrumentarium eingesetzt werden kann. Für alle, die ihre Teams zukünftig stärker im Remote-Modus aus dem homeoffice heraus führen, hilft TMS zur Analyse von Konflikten und dem Aufspüren gezielter Interventionsmöglichkeiten. Für die wichtigen Momente unmittelbarer Begegnungen im Team unterstützt TMS den Aufbau einer direkten, zielführenden und wertschätzenden Kommunikation zwischen den Teammitgliedern.
Angebote der fakd
Bei diesen Weiterbildungen und Seminaren gibt es noch freie Plätze. Bitte melden Sie sich an!
- Der coachende Führungsstil vom 12.-14. August 2020
- Grundlagen kirchlicher Führungskunst; Beginn am 14. September
- Basiskurs Selbstführung; Beginn am 7. Oktober 2020
- Personalmanagement für Führungskräfte; Beginn am 17. August 2020
- Wenn die Leistung nicht reicht – Wenn die Motivation nicht stimmt vom 22.-24.Oktober 2020
- Fit für den Aufsichtsrat vom 19.-21. August 2020
- Hier stehe ich – ich kann auch anders am1./2. Oktober 2020
- Update Theologie für Führungskräfte am 29./30. Oktober 2020
- Werkstatt Führen und Leiten in Kirchenkreisen am 10./11. September 2020
Auf diese neu entwickelten Online-Angebote weisen wir Sie besonders hin:
- Auf Sicht fahren mit Effectuation am 7. Juli 2020
- DGCS-Controlling-Standards am 11. August 2020
- Mit Wertschätzung führen am 20. August 2020
- Controlling in der Krise – Steuerung und Management in unruhigen Zeiten Beginn am 27. August 2020
- Agilität kurz und bündig erklärt am 25. September 2020
- Richtig entscheiden und mutig handeln am 9. Oktober 2020
- Die Kirche nach Corona – bleibt alles anders? am 17. November
...und sonst noch
Am 1. Juli 2020 verstärkt Tilman Kingreen als Studienleiter (mit halbem Stellenumfang) das Team der fakd!
Herr Kingreen ist bereits seit einigen Jahren als Dozent (Weiterbildung Personalcoach) mit uns verbunden. Er leitet die Arbeitsstelle für Personalberatung und –entwicklung der Ev.-Luth. Kirche Hannovers, die er auch aufgebaut hat, und wird dies auch weiterhin tun.
Wir bekommen mit Tilman Kingreen einen ausgewiesenen und anerkannten Experten für die personale Führungsdimension in unser Team und freuen uns auf die gemeinsame Arbeit mit ihm.
Seminare mit Abstands- und Hygieneregeln: Die ersten Seminare und Module haben gerade wieder begonnen. Wir üben uns in die gemeinsame Arbeit unter den gegebenen Abstands- und Hygieneregeln ein. Die Begegnungen und der Austausch sind gerade jetzt wichtige Erfahrungen und Reflexionsräume.
Herzliche Grüße
