fakd-Newsletter vom 11. November 2021



2. Angebote der fakd

Wir entwickeln laufend neue Angebote in unseren unterschiedlichen Kategorien der Weiterbildungen, Seminare, Tagungen, Werkstätten – in Präsenz- und Online-Formaten, die Ihnen Anregung und Impuls für die Gestaltung Ihrer Arbeit sein sollen.
 

Für alle, die es kompakt mögen, unsere Online-Formate:


3. Aus dem Werkzeugkasten:

Systemisches Konsensieren

 

Dr. Lars Charbonnier, Berlin

Gerade in Veränderungsprozessen gehören Widerstände dazu. Wer verändert, ohne auf Widerstände zu treffen, sollte hellhörig werden – denn es könnte sein, dass gar nichts wirklich verändert wird. Wenn dem so ist, kann man den Widerstand aber auch einfach konstruktiv nutzen. Also Botschaften sowieso, aber auch im Blick auf die Lösungsfindung in den Problemkonstellationen:

Die Methode „Systemisches Konsensieren“ ist für eine Entscheidungssuche und –findung zwischen mehreren Lösungsvorschlägen geeignet, die sich am Widerstand der zu Beteiligenden orientiert. Bei dieser Methode steht nicht die Suche nach einer Mehrheit für die eine oder die andere Lösung im Mittelpunk – die am Ende dann Gewinner und Verliererinnen kennt, sondern die Suche nach der Lösung, die innerhalb der relevanten Gesamtgruppe die geringste Ablehnung erfährt. Mit dieser Methode der Entscheidungsfindung werden also Beschlüsse entwickelt, die von allen möglichst gut mitgetragen werden – und nicht nur von einer mehr oder weniger großen Mehrheit. So wird es jeder beteiligten Person möglich, sich einzubringen und zu erfahren, dass die eigenen Vorstellungen wirksam werden, ohne dafür Mehrheiten mobilisieren zu müssen.

Wie laufen bei Ihnen Entscheidungsverfahren? Häufig werden, so unsere Wahrnehmung, die Pluspunkte für eine Lösungsvariante gesammelt. Bei der Abstimmung gewinnt dann die Variante, die die meisten überzeugt. Bei einem solchen Vorgehen wird aber nicht berücksichtigt, wie groß der Widerstand für die verschiedenen Lösungsvarianten ist. Für die erfolgreiche Umsetzung von Entscheidungen ist genau das aber relevant. Beim Systemischen Konsensieren wird die Entscheidungsfindung genau anders herum herbeigeführt; Es werden die Widerstandspunkte der gesamten Gruppe gezählt. Gewählt wird der Vorschlag mit den geringsten Widerstandpunkten. Die Idee, die dahinter leitend ist, besteht in der Erwartung, dass mit der Ermittlung der Widerstandspunkte implizit die Anliegen aller Lösungen berücksichtigt werden. Auf diesem Weg entscheidet die Gruppe nicht gegen eine Lösung, sondern sie erfährt, wo der größte bzw. der geringste Widerstand liegt. Sichtbar wird so ein differenzierteres Bild und die Gruppe kommt jener Energie näher, die für eine gemeinsame Lösung vorhanden ist.

Einerseits kann so das einzelne Gruppenmitglied seine eigene Kreativität für ein gemeinsames Ergebnis einbringen. Andererseits können Einzelne keine Entscheidung blockieren. Dadurch dürfte der soziale Zusammenhalt einer Gruppe weniger gefährdet sein, denn Widerstände werden so konstruktiv zur Verbesserung der Lösungsvorschläge einbezogen. Für eine Entscheidungsfindung durch Systemisches Konsensieren ist es vor diesem Hintergrund hilfreich, wenn es mehr als zwei vergleichbare Vorschläge für die Entscheidung gibt. Und noch etwas ist gerade in den zunehmend unsicheren Zeiten ein Vorteil dieses Vorgehens: Diese Methode ist besonders hilfreich, wenn sich Beteiligte nicht eindeutig für eine Lösung entscheiden können.

Der Ablauf folgt einem recht klaren Muster:

  1. In der Gruppe findet eine Einigung darüber statt, dass Systemisches Konsensieren als Weg zur Entscheidungsfindung akzeptiert ist.
  2. Die klar voneinander unterscheidbaren unterschiedlichen Lösungsvarianten werden vorgestellt oder erarbeitet.
  3. Die Methode wird ein weiteres Mal erläutert.
  4. Alle Beteiligten vergeben mit einer Skala von 1-10 ihre Widerstandspunkte für die einzelnen Lösungsvorschläge. Ein vorbereites Material (Blatt, Flipchart, Pinwand, Online-Tool) hierzu ist hilfreich.
    - 0 bedeutet: Ich habe keinen Einwand gegen diesen Vorschlag.
    - 10 bedeutet: Dieser Vorschlag ist für mich unannehmbar.
    - Zwischenwerte werden nach Gefühl vergeben.
  5. Für jeden Lösungsvorschlag werden die Widerstandspunkte gezählt, sodass sich der Gruppenwiderstand pro Lösung ergibt. Auch der Durchschnittswert kann ergänzend ermittelt werden.
  6. Die Lösungsvariante mit dem geringsten Gruppenwiderstand gilt als die beste und damit entschiedene Lösung. Dabei ist zu beachten: Tragfähige Lösungen sollten einen Widerstand von nicht mehr als 5 Punkten im Schnitt haben. Ist der Durchschnittswert größer als 5, sollte nochmals über die Lösungsvarianten nachgedacht werden.

Wer mehr zu dieser Methode wissen möchte: https://www.sk-prinzip.eu/


… und sonst noch

  • Die Konferenz für Diakonie und Entwicklung hat im Oktober in Wolfsburg getagt und sich verpflichtet, dass die Diakonie bis 2035 klimaneutral wird (Nachhaltigkeitsleitlinien). Zur neuen Vorsitzenden der Konferenz wurde Frau Dr. Will-Armstrong (Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel und Mitglied unseres Aufsichtsrates) gewählt. Die Vorsitzende des fakd-Beirates und Bischöfin der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck Dr. Beate Hofmann (Kassel) ist nun Aufsichtsratsvorsitzende des Ev. Werkes für Diakonie und Entwicklung. Wir gratulieren!
  • Neu erschienen: Einander-Nächste-Sein in Würde und Solidarität, Leitbilder des Sozialstaates am Beispiel Inklusion und Pflege, EKD-Texte 139, Kammer der EKD für soziale Ordnung, 2021
  • „wach machen“ – fakd-Espresso-Talk im Rahmen des EKD-Denkraums am 8. Dezember 2021, 13:30 Uhr: Unser Thema dieses Mal: „Deutschland 2050 – wie der Klimawandel uns heute schon herausfordert“. Zum Gespräch begrüßen wir unseren Dozenten und Sachbuchautor Toralf Staud aus Berlin („Deutschland 2050 – Wie der Klimawandels uns verändern wird, 2021“). Zur Anmeldung

Herzliche Grüße

Ihr Team der Führungsakademie für Kirche und Diakonie