fakd-Newsletter vom 11. November 2021
Liebe Leserinnen und Leser,
heute beginnen wir mal in eigener Sache: Dr. Lars Charbonnier wird neuer Geschäftsführer der Akademien für Kirche und Diakonie gGmbH. Dazu wurde er vom Aufsichtsrat einstimmig berufen. Ab Januar 2022 verantwortet er damit die Arbeit der Führungsakademie (fakd) und der Bundesakademie (bakd). Seit 2014 ist Dr. Charbonnier Studienleiter der fakd und bei uns für viele Themen und Zielgruppen zuständig. Er folgt auf Peter Burkowski, der zum Jahresende in den Ruhestand geht und seit 2012 die Verantwortung für die Führungsakademie hatte. Zur Pressemitteilung
Damit stehen wir selbst in ähnlichen Veränderungen wie viele Organisationen in Kirche und Diakonie. Wie geht es weiter in anhaltenden Pandemiezeiten? Was bedeuten Führungs- und Generationswechsel für die nächsten Schritte in die Zukunft? Wieviel tragen die Stärken aus der Vergangenheit wirklich in der notwendigen Transformation?
Eine Übergangsphase ist eben auch eine Zeit des Innehaltens – passend zur Jahreszeit. Dankbar das Gelungene anschauen, aber auch ebenso ehrlich und kritisch nennen, was misslungen ist und was wirklich nicht funktioniert. Gönnen wir uns diese gemeinsamen Lernzeiten!
Ute Schneider-Smietana ist seit Sommer 2021 Vorständin und Vorstandssprecherin der Kaiserswerther Diakonie und sieht in Zeiten des Wandels zwei große Herausforderungen von strategischer Bedeutung: Fachkräftesicherung und Digitalisierung.
Dr. Lars Charbonnier beschreibt für den Werkzeugkoffer eine Methode, wie Entscheidungen getroffen werden können, ohne dass es am Ende Gewinnerinnen und Verlierer gibt: das Systemische Konsensieren.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre und danken Ihnen für alle Unterstützung und Ermutigung. Bitte schauen Sie auf unser Programm 2021/ 2022. Wir haben mit unseren Weiterbildungen, Seminaren und weiterhin bestehenden Online-Veranstaltungen für Sie und Ihre beruflichen Herausforderungen ein breites Angebot.
1. Zukunft gestalten – Worauf es jetzt ankommt!
Pfarrerin Ute Schneider-Smietana, Theologische Vorständin und Vorstandssprecherin der Kaiserswerther Diakonie, Düsseldorf
Diakonie im Wandel, das erlebe ich seit meinem Start bei der Kaiserswerther Diakonie im Juli 2021. Eine spannende Mischung von Tradition und Moderne, geprägt von hoher Qualität der Arbeit sowie großem Engagement und Expertise der Mitarbeitenden. Eine Geschichte des organischen Wachstums und des kontinuierlichen Wandels. Das ist es, was mir hier begegnet.
Strategisch sind vor allem zwei Themen jetzt und in der nahen Zukunft bestimmend: Fachkräftesicherung und Digitalisierung.
Fachkräfte ausbilden, gewinnen und binden ist und bleibt unternehmensübergreifend eine zentrale Aufgabe. Neben Pflegenden in Florence-Nightingale-Krankenhaus fehlen uns beispielsweise Lehrende für die Fachschulen. Unsere Aufgabe ist, dafür kreative, passgenaue Konzepte zu entwickeln. Wie wir das Personalthema gestalten, wird ein maßgeblicher Garant für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens sein.
Ich bin zuversichtlich, dass die Kaiserswerther Diakonie diese Herausforderung stemmen wird. Dabei vertraue ich vor allem auf die hochqualifizierten Führungskräfte, die wir in allen Bereichen und auf allen Ebenen haben. Gute Führung ist die Grundvoraussetzung, als Arbeitsgeberin attraktiv für Bewerber zu bleiben und fähige Mitarbeitende langfristig binden zu können. Schon seit einigen Jahren setzen wir erfolgreich auf Servant Leadership in der Führung. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist insbesondere in pflegenden, lehrenden oder betreuenden Berufen schwierig. Darauf Antworten zu finden und Modelle für die verschiedensten Berufe und differierenden Lebensentwürfen zu finden, wird entscheidend werden.
Der zweite Aspekt, die digitale Transformation, berührt ebenfalls alle unsere Bereiche. Gesellschaft und Wirtschaft erleben einen grundlegenden digitalen Wandel. Von ihr bleibt kein Bereich unberührt. Darin sehe ich enorme Chancen, denn die digitale Teilhabe schafft neue Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe. Sie birgt gleichzeitig große Risiken, denn die Chancen der Digitalisierung sind nicht nur ungleich verteilt. Sie können auch zu Spaltungen in der Gesellschaft führen. In der Kaiserswerther Diakonie haben wir begonnen die digitale Transformation im Personalmanagement einzuleiten. Dieser mehrjährige Prozess ist von strategischer Bedeutung und wird unser Unternehmen gewinnbringend voranbringen.
Was mich dabei immer begleitet, sind die notwendigen Diskussionen und das stetige Abwägen zwischen diakonischem Auftrag und wirtschaftlichem Handeln. Schließlich müssen wir ein positives Ergebnis erzielen, um insbesondere in den Wohnungsbau für Mitarbeitende zu investieren oder neue Dienste für unsere Klienten und Patienten aufbauen zu können. Es ist unser Auftrag und unsere Verpflichtung zugleich, mit unseren Mitteln ethisch und wirtschaftlich sorgsam zu handeln. Im Zuge des European Green Deal werden wir uns auch als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen positionieren.
In Zeiten des Wandels stehen wir vor anspruchsvollen, aber nicht unlösbaren Aufgaben.
2. Angebote der fakd
Wir entwickeln laufend neue Angebote in unseren unterschiedlichen Kategorien der Weiterbildungen, Seminare, Tagungen, Werkstätten – in Präsenz- und Online-Formaten, die Ihnen Anregung und Impuls für die Gestaltung Ihrer Arbeit sein sollen.
- Ein Baustein einer nachhaltigen Personalentwicklung: Berufsbezogene Persönlichkeitsbeschreibung vom 9.-11. Februar 2022 mit Tilman Kingreen
- Aufbruch und Entwicklung, Berufliches Bilanzierungsseminar vom 22.-24. Februar 2022 mit Tilman Kingreen
- Update Theologie für Führungskräfte – Sinnvoll von Gott reden vom 07.-08. März 2022 mit Dr. Lars Charbonnier und Dr. Peter Meyer vom Zentrum für Gottesdienst- und Predigtkultur in Wittenberg
- Und dann macht jede*r, was er*sie will!? Agile Methoden im Arbeitsalltag vom 04.-05. April mit Dr. Rhea Seehaus und Tobias Gebauer
- Große Gruppen bewegenvom 11.-12. April 2022 mit Anita Hüsemann und Christian Perl
- Basiskurs Teamentwicklung vom 20. April 2022 bis 14. November 2022 mit Tilman Kingreen
- Basiskurs Systemische Organisationsentwicklung für Führungskräfte vom 08. Juni bis 17. Dezember 2022 mit Franziska Woellert und Lysann Escher
Für alle, die es kompakt mögen, unsere Online-Formate:
- Führen auf Distanz am 15. November 2021 mit Dr. Lars Charbonnier
- Richtig entscheiden und mutig handeln am 25. November 2021 mit Michael Zirlik
- Grundlagen für erfolgreiche Veränderungsprozesse am 25. November 2021 mit Michael Zirlik
- Agilität braucht Stabilität vom 30. November 2021 bis 27. Januar 2022 mit Dr. Hans-Joachim Gergs und Gerrit Mauch
- Strategie finden und in die Zukunft führen am 13. Januar 2022 mit Dr. Lars Charbonnier
- Führung AHOI ?! Frauen nehmen Kurs auf... vom18. Januar 26. April 2022 mit Martina Leidinger und Christine Ursel
3. Aus dem Werkzeugkasten:
Systemisches Konsensieren
Dr. Lars Charbonnier, Berlin
Gerade in Veränderungsprozessen gehören Widerstände dazu. Wer verändert, ohne auf Widerstände zu treffen, sollte hellhörig werden – denn es könnte sein, dass gar nichts wirklich verändert wird. Wenn dem so ist, kann man den Widerstand aber auch einfach konstruktiv nutzen. Also Botschaften sowieso, aber auch im Blick auf die Lösungsfindung in den Problemkonstellationen:
Die Methode „Systemisches Konsensieren“ ist für eine Entscheidungssuche und –findung zwischen mehreren Lösungsvorschlägen geeignet, die sich am Widerstand der zu Beteiligenden orientiert. Bei dieser Methode steht nicht die Suche nach einer Mehrheit für die eine oder die andere Lösung im Mittelpunk – die am Ende dann Gewinner und Verliererinnen kennt, sondern die Suche nach der Lösung, die innerhalb der relevanten Gesamtgruppe die geringste Ablehnung erfährt. Mit dieser Methode der Entscheidungsfindung werden also Beschlüsse entwickelt, die von allen möglichst gut mitgetragen werden – und nicht nur von einer mehr oder weniger großen Mehrheit. So wird es jeder beteiligten Person möglich, sich einzubringen und zu erfahren, dass die eigenen Vorstellungen wirksam werden, ohne dafür Mehrheiten mobilisieren zu müssen.
Wie laufen bei Ihnen Entscheidungsverfahren? Häufig werden, so unsere Wahrnehmung, die Pluspunkte für eine Lösungsvariante gesammelt. Bei der Abstimmung gewinnt dann die Variante, die die meisten überzeugt. Bei einem solchen Vorgehen wird aber nicht berücksichtigt, wie groß der Widerstand für die verschiedenen Lösungsvarianten ist. Für die erfolgreiche Umsetzung von Entscheidungen ist genau das aber relevant. Beim Systemischen Konsensieren wird die Entscheidungsfindung genau anders herum herbeigeführt; Es werden die Widerstandspunkte der gesamten Gruppe gezählt. Gewählt wird der Vorschlag mit den geringsten Widerstandpunkten. Die Idee, die dahinter leitend ist, besteht in der Erwartung, dass mit der Ermittlung der Widerstandspunkte implizit die Anliegen aller Lösungen berücksichtigt werden. Auf diesem Weg entscheidet die Gruppe nicht gegen eine Lösung, sondern sie erfährt, wo der größte bzw. der geringste Widerstand liegt. Sichtbar wird so ein differenzierteres Bild und die Gruppe kommt jener Energie näher, die für eine gemeinsame Lösung vorhanden ist.
Einerseits kann so das einzelne Gruppenmitglied seine eigene Kreativität für ein gemeinsames Ergebnis einbringen. Andererseits können Einzelne keine Entscheidung blockieren. Dadurch dürfte der soziale Zusammenhalt einer Gruppe weniger gefährdet sein, denn Widerstände werden so konstruktiv zur Verbesserung der Lösungsvorschläge einbezogen. Für eine Entscheidungsfindung durch Systemisches Konsensieren ist es vor diesem Hintergrund hilfreich, wenn es mehr als zwei vergleichbare Vorschläge für die Entscheidung gibt. Und noch etwas ist gerade in den zunehmend unsicheren Zeiten ein Vorteil dieses Vorgehens: Diese Methode ist besonders hilfreich, wenn sich Beteiligte nicht eindeutig für eine Lösung entscheiden können.
Der Ablauf folgt einem recht klaren Muster:
- In der Gruppe findet eine Einigung darüber statt, dass Systemisches Konsensieren als Weg zur Entscheidungsfindung akzeptiert ist.
- Die klar voneinander unterscheidbaren unterschiedlichen Lösungsvarianten werden vorgestellt oder erarbeitet.
- Die Methode wird ein weiteres Mal erläutert.
- Alle Beteiligten vergeben mit einer Skala von 1-10 ihre Widerstandspunkte für die einzelnen Lösungsvorschläge. Ein vorbereites Material (Blatt, Flipchart, Pinwand, Online-Tool) hierzu ist hilfreich.
- 0 bedeutet: Ich habe keinen Einwand gegen diesen Vorschlag.
- 10 bedeutet: Dieser Vorschlag ist für mich unannehmbar.
- Zwischenwerte werden nach Gefühl vergeben. - Für jeden Lösungsvorschlag werden die Widerstandspunkte gezählt, sodass sich der Gruppenwiderstand pro Lösung ergibt. Auch der Durchschnittswert kann ergänzend ermittelt werden.
- Die Lösungsvariante mit dem geringsten Gruppenwiderstand gilt als die beste und damit entschiedene Lösung. Dabei ist zu beachten: Tragfähige Lösungen sollten einen Widerstand von nicht mehr als 5 Punkten im Schnitt haben. Ist der Durchschnittswert größer als 5, sollte nochmals über die Lösungsvarianten nachgedacht werden.
Wer mehr zu dieser Methode wissen möchte: https://www.sk-prinzip.eu/
… und sonst noch
- Die Konferenz für Diakonie und Entwicklung hat im Oktober in Wolfsburg getagt und sich verpflichtet, dass die Diakonie bis 2035 klimaneutral wird (Nachhaltigkeitsleitlinien). Zur neuen Vorsitzenden der Konferenz wurde Frau Dr. Will-Armstrong (Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel und Mitglied unseres Aufsichtsrates) gewählt. Die Vorsitzende des fakd-Beirates und Bischöfin der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck Dr. Beate Hofmann (Kassel) ist nun Aufsichtsratsvorsitzende des Ev. Werkes für Diakonie und Entwicklung. Wir gratulieren!
- Neu erschienen: Einander-Nächste-Sein in Würde und Solidarität, Leitbilder des Sozialstaates am Beispiel Inklusion und Pflege, EKD-Texte 139, Kammer der EKD für soziale Ordnung, 2021
- „wach machen“ – fakd-Espresso-Talk im Rahmen des EKD-Denkraums am 8. Dezember 2021, 13:30 Uhr: Unser Thema dieses Mal: „Deutschland 2050 – wie der Klimawandel uns heute schon herausfordert“. Zum Gespräch begrüßen wir unseren Dozenten und Sachbuchautor Toralf Staud aus Berlin („Deutschland 2050 – Wie der Klimawandels uns verändern wird, 2021“). Zur Anmeldung
Herzliche Grüße
Ihr Team der Führungsakademie für Kirche und Diakonie
