fakd-Newsletter Juli 2022
Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer weckt unsere Sehnsucht. Wir suchen Weite, Entspannung und Freiheit. Wir spüren in diesem Sommer aber auch wie begrenzt auch all diese Güter sind. Nichts ist mehr selbstverständlich. Ressourcen werden knapper. Der Blick in den Herbst kann Planenden auch Sorgen bereiten.
Umso wichtiger ist es, den Fokus auf das zu richten, was uns in diesem Realitätskontext zum Handeln motiviert. Die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich entwirft in ihrem sehr persönlichen Beitrag für uns ein Bild der „Kirche als Ermöglicherin“. Damit bestärkt sie uns, gerade jungen Menschen Freiräume zu eröffnen, damit ihre Motivation aufblühen kann.
In unserem Werkzeugkasten erwartet Sie heute eine Motivationshilfe, wie Sie Teamarbeit gezielt einsetzen und von anderen Formen der Zusammenarbeit unterscheiden können.
Und nicht zuletzt wollen wir mit unseren Angeboten dazu beitragen, Motivation auch in schwierigen Entscheidungsprozessen als handlungsleitende Energie zurückzugewinnen.
Wir danken an dieser Stelle unserer Kollegin Dr. Silke Köser für ihre prägende Mitwirkung als Studienleiterin. Sie wird uns als engagierte Kollegin fehlen und in Erinnerung bleiben.
Nehmen Sie sich nun einen Augenblick Zeit und schauen Sie in unsere Angebote, die wir weiter für Sie termintreu umsetzen werden, indem wir diese - sollte die allgemeine Lage es erfordern - soweit wie möglich online anbieten werden.
1. Zukunft gestalten – Worauf es jetzt ankommt!
Über intrinsische Motivation junger Menschen
Von Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, Berlin
Ich habe Kirche als Ermöglicherin kennengelernt, durch Menschen, die mir Räume geboten haben, in denen ich was bewegen konnte, zusammen mit anderen und getragen von einer Hoffnung und Unverzagtheit im Glauben. Ich glaub* das geht auch anderen so. Da wo Kirche Räume schafft, Menschen zusammenbringt und sich als Ermöglicherin sieht, da füllen sich diese Räume mit Menschen, die gemeinsam was voranbringen wollen. Denn ich bin auf der Suche nach Orten, an denen ich was bewegen kann. Nach Möglichkeiten mich einzubringen und damit einen positiven Impact zu haben. Für meine Umgebung, für die Gesellschaft, die Umwelt. Ich habe Bock anzupacken, ich habe keine Lust, mich an Strukturen abzuarbeiten, die sich im Wesentlichen selbst erhalten. Und wenn ich merke, hier ist ein Raum, in dem ich andere finde, die auch Lust darauf haben, dann bleibe ich gerne, dann pack ich mit an, dann übernehm‘ ich auch Verantwortung.
Wir dürfen uns auf intrinsische Motivation verlassen. Junge Menschen wollen voran, wollen was bewegen, wollen Impact haben und gute Arbeit leisten. Dafür braucht es Freiräume. Aber wir dürfen intrinsische Motivation nicht ausnutzen, sondern müssen nach Wegen suchen, sie zu fördern, Anreize zu setzen. Und vor allem Hürden aus dem Weg schaffen, uns als Ermöglicher:innen verstehen.
Wenn ich sag, ich hab Lust mich einzubringen, ich bring Motivation mit, ich engagiere mich gern – dann ist damit auch immer ein „für die Gute Sache“ verknüpft. Für etwas, das ich auch richtig finde. Nicht Green-Washing, sondern erreichbare Zielvorstellungen, an denen sich das Handeln orientiert. In einer Form von Ehrlichkeit und Konsequenz, die sich immer wieder die Frage stellt: Wo müssen wir besser werden?
2. Angebote der fakd
Wir entwickeln laufend neue Angebote in unseren unterschiedlichen Kategorien der Weiterbildungen, Seminare, Tagungen, Werkstätten - in Präsenz- und Online-Formaten, die Ihnen Anregung und Impuls für die Gestaltung Ihrer Arbeit sein sollen.
Neue Impulse gewinnen Sie z.B. hier:
Bundesrahmenhandbuch Schutzkonzepte vor sexualisierter Gewalt
Start 16. August 2022 - 28. Oktober 2022 mit Katharina Loerbroks, Berlin
Hauen und Stechen 2.0: Wenn zwei sich streiten, sind Sie der/die Dritte
31. Oktober - 01. November 2022 mit Andrea Strodtmann, Berlin
Führen in komplexen Kontexten und unsicheren Zeiten - Person und Organisation systemisch erkunden
Start 13. Oktober 2022 mit Dr. Birgit Klostermeier, Frankfurt
Wirksame Führung im 21. Jahrhundert
30. November - 02. Dezember 2022 mit Frank H. Baumann-Habersack, Hannover
Wir bauen mit Ihnen Teams!
Hier finden Sie einen Überblick über unsere Weiterbildungsangebote im Bereich Teamentwicklung.
Für alle, die es kompakt mögen, unsere Online-Formate:
Agilität kurz und bündig erklärt
11. August 2022, 11.30-13.00 Uhr mit Michael Zirlik, online
Unternehmenskultur gestalten Teil 1 - Kultur erfassen
11. August 2022, 09.00-10.30 Uhr mit Michael Zirlik, online
Unternehmenskultur gestalten: Teil 2 – Kultur entwickeln und verändern / Wertearbeit
11. August 2022, 16.30-18.00 Uhr mit Michael Zirlik, online
Wer will ich sein? Nachdenken über die eigene Führungsrolle
11. August 2022, 14.00-15.30 Uhr mit Michael Zirlik, online
Big Data, Künstliche Intelligenz (KI) und Controlling
08. September 2022, 12.30-17.00 Uhr mit Prof. Dr. Gabriele Moos und weiteren Expertinnen und Experten, online
Führung AHOI ?! Leinen los
Start 20. Oktober 2022, 08.30-11.30 Uhr - 24. November 2022, 08.30-11.00 Uhr mit Martina Leidinger und Christine Ursel, online
Baustein einer nachhaltigen Personalentwicklung: Berufsbezogene Persönlichkeitsbeschreibung
07.-09. Dezember 2022, 11.00-13.00 Uhr mit Tilman Kingreen, online
Weitere kurze und auch längere Online-Seminare finden Sie hier.
3. Aus dem Werkzeugkasten:
Alles im Team?
Von Tilman Kingreen, Studienleiter fakd, Berlin
Zusammenarbeit wird unterschiedlich organisiert. Nicht immer stellt dabei Teamarbeit die allein angemessene Arbeitsform dar. Sie ist die ertragreichste Form gemeinsamen Arbeitens. Ihr Aufbau und die Pflege der Teamarbeit ist zugleich aufwendig und darum nur sinnvoll, wenn es um die Bewältigung komplexer Aufgabenstellungen geht. Auch bei bereits bestehenden Teams erweist sich deshalb eine sorgfältige Kategorienbildung für die jeweils zu bewältigenden Aufgaben als hilfreich, um Teams weder zu über- noch zu unterfordern.
Zur strukturellen Definition von Teamarbeit
Als drei unterschiedliche Formen beruflichen Zusammenarbeitens haben sich die Arbeit in Gruppen (1), die Berufsausübungsgemeinschaft (2) und die Teamarbeit (3) etabliert. Jede Form entfaltet in Bezug auf die an sie gerichtete Aufgabe ihre Stärke.
Bei der Arbeit in Gruppen (1) stehen die Person und die Dynamiken, die sich zwischen den Personen herausbilden, im Mittelpunkt. Jede Gruppe neigt dazu, aus sich heraus Hierarchien auszubilden, sodass das gleichberechtigte Zusammenwirken aller Akteur*innen viel Aufmerksamkeit erfordert. Im Mittelpunkt steht darum der Prozess. Störungen müssen vorrangig behandelt werden. Die Verantwortung für die zu erbringende Leistung muss hinter den Prozess zurücktreten. Im kirchlichen Raum stellen Arbeitsgruppen und die Arbeit in Gruppen die zahlenmäßig häufigste Form der Zusammenarbeit dar. Sie ist zugleich die beziehungsintensivste Arbeitsform. Wenn sich beispielsweise Teams zu Aus- und Weiterbildungsthemen oder zur Supervision treffen, steht die Arbeitsform der Gruppe im Mittelpunkt. Es geht um das Erreichen eines individuell bestimmbaren Qualifizierungsbedarfs. Der Leistungsbeitrag des Teams muss einmal zurücktreten.
Bei der Berufsausübungsgemeinschaft (2) steht die Problemlösung im Mittelpunkt. Hier arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen fachlich eng zusammen, wahren aber ihre jeweilige berufliche Eigenständigkeit, indem klar abgegrenzte fachliche Zuständigkeiten eingehalten werden. Sie sind in ihrer Ausübungspraxis durch ein gegenseitiges Verweisen sowie organisatorische und räumliche Kooperationen verbunden. Auch wenn im kirchlichen Raum der Begriff selbst nicht geläufig ist, so gilt die Grundidee dieser Arbeitsform gleichwohl als sehr verbreitet, etwa in der Zusammenarbeit von Pastor*in und Diakon*in. Auch im beraterischen Sektor findet sich diese Arbeitsform, etwa wenn Supervisor*innen verschiedener Fachrichtungen gemeinsame Angebote verantworten. Es ist ein berufliches Ergänzungsmodell, das bei hohem Autonomiestreben aufgabenbezogen kooperatives Arbeiten ermöglicht. Die Stärke dieser Arbeitsform liegt in der Wahrung beruflich bestimmter Zuständigkeiten und ist als Arbeitsform etwa in der kirchlichen Verwaltung zwischen Theolog*innen, Jurist*innen und Verwaltungsmitarbeitenden strukturell etabliert.
Die Arbeit im Team (3) ist geprägt von ihrer zielgerichteten, gemeinsam verantworteten Problemlösungsorientierung. Die Lösungen werden durch das gelingende Zusammenwirken aller durch die Teammitglieder repräsentierten Kompetenzen geschaffen. Während die Gruppenlogik das Individuum fördert, richtet die Teamlogik den Blick auf die durch die Person eingebrachten Kompetenzen und achtet darauf, dass diese so zur Geltung kommen, dass eine höchstmögliche Effektivität bei der Problemlösung entsteht. Das Team verantwortet die Qualität der von ihr geschaffenen Lösungen gemeinsam. Mit ihrer Kompetenzorientierung setzt die Teamlogik ein nichthierarchisches Zusammenwirken aller Beteiligten voraus. Alle im Team vertretenen Kompetenzen werden zur Problemlösung benötigt. So sind auch alle Teammitglieder als Kompetenzträger*innen gleichgewichtig und gleichwertig. Lediglich die Teamleitung kann, muss aber nicht, strukturell hierarchisch positioniert sein.
Wann ist Arbeiten im Team sinnvoll?
Teamarbeit ist auf Dauer angelegt. Sie wird an ihrem Erfolg gemessen. Der Erfolg wiederum misst sich am Problemlösungsbeitrag. Um diesen Beitrag leisten zu können, benötigt das Team eine solide Teamarchitektur, eine transparente Teamdynamik und neben der Kompetenzorientierung auch ein Wissen um die jeweiligen beruflichen Präferenzen ihrer Teammitglieder. Diese aufwändigste Form der Zusammenarbeit stellt einen Raum her, in dem eine qualitätsvolle, komplexitätsvermehrende und zugleich lösungsgenerierende Zusammenarbeit entsteht. Dieser Aufwand wird als befriedigend und sinnvoll erlebt, wenn die zu lösenden Aufgaben einen entsprechenden Grad an Komplexität und Widerstandsfähigkeit im Blick auf schnelle Lösungswege aufweisen. Aufgabenstellungen, die weniger komplex oder auf die individuelle Entwicklung ausgerichtet sind, frustrieren Teams. Hier erweisen sich die anderen Formen der Zusammenarbeit als zielführender. Es lohnt sich, durch Differenzierung der Aufgabenstellungen das Potential aller drei Formen des Zusammenarbeits zu heben.
Literatur:
Watschke, Ulrike (2021), Teams: autonome Systeme mit Entwicklungskraft für Personal und Organisation, in: Wege zum Menschen, 73. Jg., Heft 2, S.153 – 167.
Gunther Schendel (2022), Gemischt-professionelle Teams in der evangelischen Kirche. Aktuelle Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven aus Gliedkirchen der EKD, in: Hofmeister/Lämmlin/Luckhardt/Schendel/Sendler-Koschel (Hrsg.), Zusammen schaffen wir das! Multi- und interprofessionelles Arbeiten in Kirche und Diakonie, SI-Diskurse Bd.3, 2022, S. 41-49.
Kingreen, Tilman (2022), Teamentwicklung als Leitungsaufgabe, in ders., S.219-227.
… und sonst noch
- Online-Befragung zu sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie
Der "Forschungsverbund 'ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland' hat das Ziel, eine Analyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die (sexualisierte) Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen, vorzulegen. Somit soll eine empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte der evangelischen Kirche und Diakonie gelegt werden."
Eines der Teilprojekte ist eine anonyme Online-Befragung. Die Verantwortlichen der Studie bitten darum, den Link zur Studie in unseren Netzwerken zu teilen, was wir hiermit tun: Zur Studie
Weitere Infos zum Projekt gibt es unter dem Link: https://www.forum-studie.de/
Herzliche Grüße
Ihr Team der Führungsakademie für Kirche und Diakonie
